Tag 17 – 30.4.2019

Was für ein Abenteuertag heute! Erstmal Zmorge und der Ausblick auf das windstille Meer. Allerdings ohne Wind auch Wolken und sehr kühl. Ich ziehe mal allen Unterhemd, Langarmshirt, Fleecejacke und Windjacke an und predige, dass es auf Gotland nachts null Grad war.Wir packen zusammen, Nik schreit noch, dass er ein Reh gesehen hat auf dem Camping, dann fahren wir zum Hafen, wo wir die Einfahrt der Fähre beobachten. Schon beeindruckend, wie sich die riesige Heckklappe öffnet. Es sind wenige Autos für dieses grosse Schiff und so geht das Einfahren flott. Drin setzten wir uns ins Restaurant und essen erstmal Köttbullar mit Kartoffelstock, Fish and Chips und für mich ein Thaicurry, mal was anderes;-)

Danach sind wir 2,5h kinderfrei, es hat ein Kinderkino und eine Spielecke und wir sehen die Jungs nur, wenn wir dahin gehen. Haben in Ruhe Hefte gelesen und konnten vom Sonnendeck aufs Meer gucken. Die Wolken lassen wir wieder mal hinter uns, bei der Wegfahrt von der Fähre zeigt das Thermometer unglaubliche 17°C! Quer über die Insel zu unserem Bauernhofcamping ist es nur eine halbe Stunde, aber manchmal fühlen wir uns ganz allein auf weiter Flur, kleine Gehöfte in Schwedenrot wechseln mit viel Wald ab. Unser Hof ist gut angeschrieben, aber was hier alles rumsteht. Mehrere Wohnwagen im Winterquartier, alte Autos und Pick-ups, rostige Traktoren… Die Scheunen stehen offen, man sieht Werkstatt und viel Gerümpel, auch die Reception ist nicht zugänglich, das ganze Sommermobiliar steht noch davor. Ausser uns steht noch ein Wohnmobil und ein riesiger alter Bus hier. Der Chef kommt aber gleich zu uns gelaufen und schickt die Jungs zu den Laufenten und Gänsen rein, da steht ein altes Karrussel ohne Motor, dass man jetzt selber anschieben kann. Das Dach fehle noch und die Bespannung vom Trampolin, aber die Jungs dürften sich gern überall auf dem Hof bewegen und reinschauen. Wir suchen uns derweil einen tollen Platz direkt am Bach aus und stellen das Vorzelt auf. Weiterhinten gibt es auch Hütten zum Mieten, lernen später die Deutschen kennen, die dort Ferien machen. Aber müssen erst noch einkaufen, morgen ist 1. Mai und der Laden vielleicht zu, also Kühlschrank füllen.

Zurück sehen wir beim alten Bus die Motorhaube offen und unsere Jungs interessieren sich natürlich brennend dafür. Die Besitzer, ein schwedisches Ehepaar, leben seit zwei Jahren im Bus und er war früher Automechaniker. Jetzt hatte er eine undichte Stelle zum Reparieren. René spricht ihn auf unsere Wohnwagentür an, die sich schon wieder nicht abschliessen lässt und wir erhalten Fett und eine Ersatzschraube, da tatsächlich was abgebrochen war. Wie gut, einen so handwerklich begabten Ehemann zu haben, ich bin froh, dass wir wieder abschließen können!

Ich konnte nicht mal die Einkäufe auspacken, weil nämlich die Chefin mit dem Golfwägelchen neben uns angehalten hat und die drei Jungs samt mir einfach in den Wald entführt hat. Dort leben Pferde und Ponys im Herdenverband und wir dürfen Heu reinwerfen und Wasserkessel auffüllen. Dann packen wir Heu in zwei Taschen und fahren zurück zu den Hasen. Sie gibt den Jungs Rucola zum Verteilen in die Hasenställe und Heu und Körner kommen auch rein. Dann fischt sie als Überraschung drei Babyhäschen aus ihrem Nest bei der Mutter und lässt sie uns streicheln. Gleich daneben wohnen auch die Enten und auch dort hat es flauschige gelbe Entenküken. Es ist aber höchste Zeit fürs Essen und alle sind etwas quengelig. René macht aber lecker Süsskartoffeln und Filet und Würstchen. Es ist kalt geworden und auch im Vorzelt essen wir mit Jacke. Da klopft Kikan, die Chefin ans Zelt. Es ist Maifeuernacht, da werden traditionell Feuer angezündet, um den Beginn der warmen Jahreszeit zu feiern. Allerdings ist es so schlimm trocken, dass man besser kein Feuer machen soll, sei die Empfehlung, aber sie würden doch ein kleines machen. Wir lassen alles stehen und liegen, ziehen noch Mütze und Handschuhe an und hüpfen bei ihr auf den Traktorwagen. Soll ich noch erwähnen, dass ich den Wagen vorhin betrachtet und nur noch als rostiges Überbleibsel taxiert hatte. Der Traktor war nicht besser, aber es sassen schon die anderen schwedischen Gäste drin und so haben wir uns beeilt zum Einsteigen. Die Holperfahrt ging nur 50m, aber das Bier blieb nicht alles in den Gläsern von den Schweden. Von weitem sah man die Flammen vom kleinen Feuer etwa zwei Meter in den Himmel lodern. Keine Ahnung, was sie da verbrannten, es hatte auf jeden Fall Stücke von einem alten Zaun drin. Das deutsche Paar kam auch und der Chef stellte uns so wie ein Chor vor das Feuer, Kinder vorn, Frauen danach und Männer ganz hinten, ich bekam ein Blatt mit schwedischem Text in die Hand gedrückt, wir würden jetzt das Mailied singen. Ich war gespannt auf dieses schwedische Kulturgut. Der Chef filmte uns und liess über ein zweites Handy die Melodie laufen. Alle begannen laut sjöner Mai, vilkommen und dann war lalala, keiner konnte die Melodie oder den Text und es endete im Gelächter und Gegröhle. Per, so heisst unser Gastgeber, drückte René dann ein Bier in die Hand, ich hatte für die Jungs Apfelsaft dabei und für mich einen Prosecco. So standen wir ums Feuer und alle unterhielten sich auf Englisch mit uns. Dann ging es mit dem Trekker zurück, am Häuschen der Deutschen vorbei, am Wohnwagen vorbei und erst vor ihrem Haus stoppte Kikan. Sie wolle uns noch was zeigen… Im ersten Stock waren zwei Brutkasten und sicher hundert Eier zum Ausbrüten bereit und dahinter ein Käfig voll Küken unter der Wärmelampe. Die Jungs durften streicheln und sie hat erklärt, dass sie die Hühner und Hasen im Sommer an Familien vermietet, die hier Ferien machen. Ich habe jetzt nicht gefragt, was sie im Herbst macht, wenn alle zurück kommen… Im Haus hatte es dann noch ein Aquarium und sie zeigten noch das original Gotländische Wohnzimmer und Lammfelle zum Kaufen. Aber jetzt war die Geduld der Jungs vorbei und sie wollten ins Bett. Wir sind aber für morgen bereits wieder verabredet, um Lämmer zu besuchen.

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