Tag 42 – 25.5.2019

Wollen heute Malmö besuchen und eine Kanalfahrt machen. Da aber Samstag ist, wird erst mal gemütlich im Pijama gefrühstückt. Und dann fahren wir in die Innenstadt und suchen am Hauptbahnhof die Bootanlegestelle. Dabei begegnen uns zwei Enten, die manierlich über den Zebrastreifen laufen. Die Bootstour geht 50min einmal um den Ringkanal, der früher der Wassergraben der Stadt war. Man kann sich das ganze aber echt sparen, es gibt nur wenig schöne Gebäude und die Erklärungen dazu wurden auch eher runtergeleiert, da hätten wir besser ein Elektroboot gemietet und auf eigene Faust die Runde gemacht.

René konnte sich noch an einen schönen Platz erinnern, lilla Torg. Hat auch wunderschöne Fachwerkhäuser rundherum, aber der Platz ist so zugestellt von Restaurants mit Heizpilzen und Sonnenschirmen, dass man die Häuser fast nicht mehr sieht. Sind dann eine Fussgängerpassage entlang geschlendert und weiter bis zum Folkets Park. Der war richtig toll, alles für Kinder, farbenfroh, lustig, mit Häuschen zum Ausleihen von Bällen, Skateboards, Dreirädern usw. Alles gratis, nur leider ging die Vermietung um 15:00 Uhr zu, aber es hat für eine Runde Dreirad gereicht. Haben danach mitten drin in einem Café/Bar Lungos gegessen und Pizza für die Jungs. Alles sehr fein und ein tolles Ambiente. Kuchen und Eis gab es auch. Und dahinter einen Kletterspielplatz, Nik hat allerdings jetzt ein Horn und eine aufgeschürfte Nase. Doch bald ist der Reiz vom vorgegebenen Spielen verflogen, und sie haben lieber in den Büschen dahinter Verstecken gespielt und dass sie dort wohnen. Das ist ja das Tolle an Schweden, die Natur, und es ist schade, die Zeit in Parks von Grossstädten zu verbringen.

Also sind wir zurück zum Camping und die Jungs haben sich gleich die Sändelisachen geschnappt und sind an den Strand. René hat noch die Drohne fliegen lassen und den Lenkdrachen ausprobiert. Ich habe eine Runde über den Platz gemacht, es sind zum Wochenende viele Leute gekommen, man sieht allerlei. Eine Familie hat ein komplettes Trampolin mitgenommen mit Netzen rundherum, ein Wohnwagen wurde umgebaut für Rollstuhl und aus einem Kasten mit Feuerlöscher hat es gezwitschert. Habe ihn vorsichtig geöffnet und tatsächlich ein Vogelnest darin gefunden. Am anderen Ende liegt auch ein kleiner Spielplatz, aber keiner hat ihn bisher vermisst. Danach grillt René sehr fein, aber der Wind hat zugenommen und man muss alles festmachen. Essen also drin und geniessen noch die Sonnenstrahlen. Aber es wird nichts mit dem spektakulären Sonnenuntergang, Wolken schieben sich davor. Dafür springen wir alle nochmal zur Düne hoch und schauen den Kitesurfern zu. René und ich sind etwas wehmütig, schon vorbei unsere Zeit in Schweden, es gäbe noch so viel zu sehen. Aber die Jungs freuen sich so auf die Fähre morgen und überlegen, was sie als erstes zuhause machen und im Kindergarten und Spielgruppe erzählen wollen. René hat grad ausgerechnet, dass wir schon 98 Nächte im Wohnwagen verbracht haben seit dem Kauf. Da knacken wir nächste Woche noch die 100er Marke, schon beachtlich!

Tag 41 – 24.5.2019

Wir dürfen die Alpakas füttern und auf die Weide treiben heute morgen. Aber halb neun sind noch alle Jungs im Bett, ich mache Dampf, damit wir um neun Uhr mit Frühstück im Bauch bereitstehen. Erst werden wir von Maya begeistert begrüsst, ein zotteliger liebenswerter Hütehund und dann geht es in den Stall zu den Alpakas. Sie folgen dem Eimer mit Futter zur Weide und wir dürfen sie dort aus der Hand füttern. Die meisten sind allerdings eher scheu und so verstreut Robert den Rest auf die Wiese. Danach geht es zurück zum Shop, wo er uns einen Fragebogen aushändigt, den man rund um die Weide mit den Infotafeln beantworten kann. Die sind auf schwedisch und deutsch und vermitteln viel Wissenwertes über die Tiere.

Jetzt schauen wir natürlich noch die tollen Sachen im Shop an und werden fündig mit herzigen T-Shirts für die Jungs und Schal und Seife, alles vom Alpaka. Robert wartet hier nun von 10-17 Uhr auf Besucher und erzählt ein bisschen, wie er zu den Alpakas kam. Er ist aus Deutschland, seine Mutter aber Schwedin und er lebt nun seit 21Jahren in Schweden. Eigentlich in der Wirtschaft tätig und immer unterwegs, wollte er etwas zum Sesshaft werden. Da ist er vor drei Jahren über einen Artikel zur Wirtschaftlichkeit der Alpakazucht gestolpert, hat ein Praktikum auf einer Alpakafarm gemacht und gesagt, dass kann ich. Den Hof gekauft und neue Blutlinien zum Züchten eingekauft, die hier guten Absatz finden. Zur Zeit hat er 5 Hengste, 18 Stuten und 4 Jungtiere. Dann kamen immer mehr Leute, die die Tiere besuchen wollten und so fing er mit den Rundgängen an, kaufte ein Kaffeemaschine und offerierte Kuchen, baute fünf Wohnmobil Stellplätze und hatte 3000 Besucher ohne Werbung. Letztes Jahr war dann die Freundin mit dabei, zog das Café mit Waffeln auf und der Shop wurde mit neuen Produkten angereichert (und hat eine herzige Spielküche für die Kinder drin). Ein Schweizer Rentner schnitzt ihm die Alpakas und hat den Traktor für die Kinder gebaut, eine Londoner Designerin wollte Wolle bei ihm kaufen und druckt ihm jetzt die Lamashirts und andere Drucksachen. Da kamen 4500 Leute und der Freundin war es zuviel, drei Monate lang, 7 Tage die Woche, die Romantik vom Landleben flog davon, erzählt er. Eigentlich möchte er das gar nicht mehr, sondern sich auf die Zucht konzentrieren und mit behinderten Kindern arbeiten. Die Alpakas sind stubenrein und eignen sich auch für Hausbesuche und sind besonders bei autistischen Kindern erfolgreich.

Es hat uns auf jeden Fall sehr gefallen, leider droht nun Regen nach dem Sonnenschein am Morgen und wir fahren am Mittag weiter. Es prasselt aufs Dach und wir fahren auf der E6 Richtung Süden, die erste richtige Autobahn mit zwei Spuren für uns und eher langweilig. Halten beim Supercharger, der so gross ist, dass man auch mit Wohnmobil ohne Abhängen locker Platz findet. René springt im strömenden Regen noch zum Einkauf in den ICA Maxi, wir hatten am Vorabend die letzten Reste aufgebraucht. Dann biegen wir zum Borstahusen Camping ab und besichtigen ihn kurz. Hatten sehr schöne Bilder davon gesehen, aber gefällt uns doch nicht. Fahren weiter zum Lomma Camping Resort und dürfen uns einen Platz gleich hinter dem Strand aussuchen. Es ist windig und regnerisch, dennoch hat es Kitesurfer, die grad vom Strand zurück kommen. Nach einem späten Zvieri im Wohnwagen beschliessen wir, im Emporia Shoppingcenter in Malmö das Auto zu laden und etwas zu flanieren. Dort angekommen sind leider alle Ladestationen gesperrt und die Teslacharger scheinbar entfernt. René hat noch eine Adresse, dort funktioniert die Teslastation leider auch nicht und wir können nur an einer ganz langsamen Steckdose anschliessen. Aber im Mobilia Shopping hat es einen Spielzeugladen und die Kinder stöbern dort gern durch. Uns fällt auf, dass hier nicht die typischen Schweden einkaufen, sondern eher Leute mit Migrationshintergrund. Der Schweizer Journalist hat ja auch erzählt, dass man selten von Kriminalität hört, aber grad in Malmö jeden Tag eine Schiesserei stattfinde in den Vierteln. Nicht gerade unser Bild von Schweden.

Dann möchten wir gern was essen, doch leider schliesst der Foodcorner bereits. Enttäuscht sitzen wir wieder ins Auto und fahren zurück nach Lomma. Gemäss Camping soll es dort auch diverse Restaurants in Strandnähe haben, aber wir sehen nur geschlossene Türen und beschliessen, Ravioli im Wohnwagen zu kochen. Hungrig fallen alle drüber her und ich muss noch mehr wärmen. Die Sonne guckt zwischen den Wolken raus und wir erleben einen wahren Feuerball am Horizont, der glutrot im Meer versinkt. Winken noch den Lichtern aus Dänemark zu und gehen dann zu Bett.